Tötet Innovation Beständigkeit?
Cloud Computing, Blockchain, Barrierefreiheit
– selten war das Comparting so nah am Puls der Zeit wie dieses Jahr. Tenor der Veranstaltung: Die Vorträge trafen den Nerv der Branche. Produktneuheiten wie DocBridge® Auditrack und DocBridge® Gear, spannende Praxisberichte sowie ausgiebige Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch gaben dem Ganzen die entsprechende Würze.
„Der Umgang mit Dokumenten muss komfortabler werden“, forderte unlängst Harald Grumser in einem Interview mit dem deutschsprachigen Fachmagazin BIT. Der Gründer und Vorstand der Compart AG spielte damit auf die derzeitigen Schlüsseltrends in der Kundenkommunikation von Unternehmen an: Prozessautomatisierung, Omnichannel-In- und Output sowie Barrierefreiheit, um nur die wichtigsten zu nennen. Diese Themen dominierten auch die Agenda des diesjährigen Comparting am 15. und 16. November in der Kongresshalle Böblingen.
Beim jährlichen Fachkongress für Dokumenten- und Output-Management befassten sich die 420 Teilnehmer mit dem Erstellen, Übermitteln, Archivieren sowie mit der Sicherheit von Dokumenten heute und in der Zukunft.
Ein großes Thema diesmal: barrierefreie Kommunikation
Gesetzlich ist der Fall klar: Bundesbehörden müssen seit diesem Jahr dafür sorgen, dass jeder, also auch Menschen mit körperlicher, geistiger und kognitiver Behinderung, Zugang zu Inhalten und Dokumenten bekommt. Für die Privatwirtschaft gibt es diese gesetzliche Vorgabe (noch) nicht. Trotzdem könnte laut Compart-Vorstand Harald Grumser ein Blinder, der seine Versicherungspolice nicht lesen kann, gegen den Versicherer klagen, da er von solchen Informationen nicht ausgeschlossen werden darf.
Überhaupt habe das Thema Barrierefreiheit eine viel größere Dimension und gehe weit über den Inklusionsaspekt hinaus, so der CEO weiter. „Auch künstliche Intelligenz braucht Augen und Ohren.“ Soll heißen: Wenn Dokumente, gleich welchen Typs und welcher Form, von Maschinen klassifiziert, ausgewertet und beantwortet werden sollen, etwa Schadensmeldungen bei Versicherungen, müssen sie anders strukturiert sein als bei einer manuellen Bearbeitung. Deshalb seien auch Unternehmen gut beraten, wenn sie ihre Dokumentenerstellung dementsprechend ausrichten. „Ein großes Thema, bei dem in nächster Zeit noch einiges passieren wird“, gab Harald Grumser in einem Pressegespräch zu verstehen.
Innovation ist keine Frage des Budgets
Doch bei aller Digitalisierung: Es wird immer noch viel gedruckt und analog versendet in deutschen und französischen Unternehmen. So produziert beispielsweise die Talanx AG jährlich 84 Millionen Druckseiten im eigenen Haus. Für die Zukunft erwartet Deutschlands drittgrößter Versicherer einen dramatischen Rückgang in der klassischen Druckproduktion, elektronische Kanäle gewinnen zunehmend an Bedeutung als Kommunikationsalternativen; auch bei der Talanx, wie Referent Jürgen Hausl auf dem Comparting betonte. Der Leiter Output-Services berichtete von einem spannenden Projekt in seinem Haus: Durch die Übergabe von lokal am PC erstellten Dokumenten (zum Beispiel Office-Dokumente von Sachbearbeitern) in die Massenverarbeitung und die Etablierung eines zentralen Output-Management-Systems konnte das börsennotierte Unternehmen seine Kosten in der Dokumentenproduktion erheblich senken: beispielsweise durch den Wegfall fachfremder Tätigkeiten (manuelle Kuvertierung/Frankierung) und durch die Einsparung von Papier und Toner hauptsächlich bei den Abteilungsdruckern. Jürgen Hausl ermutigte in diesem Zusammenhang das Auditorium, das Dokumenten- und Output-Management zum Innovationstreiber ihrer Unternehmen zu machen.
Eine Aufforderung, die Harald Grumser in seinem Vortrag „Tötet Innovation Beständigkeit oder umgekehrt?“ zu Beginn des zweiten Kongresstages aufgriff. Er forderte, dass Unternehmen generell mutiger werden müssten und die Politik dafür bessere Rahmenbedingungen schaffen sollte. Letztere hinke den Trends oft hinterher, so der Compart-Vorstand. „Innovation entsteht in den Köpfen.“ Neue Ideen hätten mehr mit der Einstellung dazu zu tun als mit dem dafür zur Verfügung stehenden Budget, so der CEO. Viele Unternehmen zögern notwendige Modernisierungen unnötig in die Länge und nähmen oft eine abwartende Haltung ein. Grumser warnte davor, wichtige Trends dadurch zu verschlafen. Kodak und Nokia, einst Marktführer und heute nur noch Schatten ihrer selbst, sind wohl die „prominentesten“ Beispiele für verpasste Trends.
Andererseits: Nicht jede vermeintliche Innovation erweise sich als tragfähig, gab Harald Grumser zu bedenken. Man solle daher nicht zu schnell auf jeden neuen Zug aufspringen. „Innovation tötet nicht Beständigkeit, beide haben ihre Existenzberechtigung“, so das Fazit des CEO.
Deutsch-französische Freundschaft bei Compart
Für mehr Innovationsfreude plädierte auch Michael Carl gleich zur Eröffnung am Donnerstag. Der Zukunftsforscher vom ThinkTank 2b Ahead nahm sich des „Kunden 2025“ an. In seiner kurzweilig gehaltenen Keynote, für viele Besucher ein Highlight des gesamten Kongresses, machte der Analyst deutlich, dass Durchschnitt und bewährte Standards heute in der Kundenkommunikation nicht mehr ausreichen. Nur mit Premiumleistungen, die sich deutlich vom Wettbewerb unterscheiden, erreiche man zukünftig seine Zielgruppe, so Michael Carl. Er ermutigte in diesem Zusammenhang das Auditorium, gängige Kommunikationsregeln zu brechen: Innovation erzeuge immer Reibungen und die sollte man auch akzeptieren und zulassen, brachte es der Zukunftsforscher auf den Punkt. Ziel müsse es sein, Kunden dazu zu bringen, so viel Informationen von sich preiszugeben wie möglich und diese Daten gezielt einzusetzen für eine noch spezifischere Ansprache.
Innovation und Digitalisierung
Innovation und Digitalisierung mit ihren zahlreichen Facetten wie Blockchain, Cloud Computing, Barrierefreiheit & Co. bildeten quasi die thematische Klammer des gesamten Kongresses, der wie jedes Jahr sehr international besetzt war. Nahezu 30 Prozent der Besucher kamen aus dem europäischen Ausland, vor allem aus Frankreich. Harald Grumser sprach deshalb zur Eröffnung auch von einer „deutsch-französischen Freundschaft, die bei Compart aktiv gelebt wird.“ Ein Höhepunkt war in diesem Zusammenhang der Vortrag von Sébastian Huault von Le Groupe Matmut. Der französische Versicherungskonzern zentralisierte kürzlich mit den Lösungen DocBridge® Mill Plus und DocBridge® Pilot sein Output-Management und profitiert seitdem unter anderem von signifikanten Portoeinsparungen.
Etliche Besucher empfanden die Qualität der Vorträge dieses Jahr als besonders hoch. Mit der Agenda habe der Fachkongress genau den Nerv der Branche getroffen, so der einschlägige Tenor. Anteil daran hatte nicht zuletzt die Präsentation von zwei Produktneuheiten: DocBridge® Auditrack, eine Lösung zur kompletten Überwachung von Prozessen der Multichannel-Kundenkommunikation (Dokumentenproduktion) sowie DocBridge® Gear, eine Plattform zur Modellierung und Abbildung von dokumentenorientierten Prozessen sowohl in der Batch- als auch in der Transaktionsverarbeitung. Wie jedes Jahr wurden bis auf wenige Ausnahmen alle Vorträge simultan in die drei Konferenzsprachen Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt.
Ankündigung:
Das nächste Comparting findet am 7. und 8. November 2019 in Sindelfingen statt.
Zum Hintergrund
Comparting ist ein jährlicher internationaler Fachkongress für Omni-Channel-Dokumenten- und Output-Management, der Unternehmen jeder Größe und Branche anzieht. Das zweitägige Forum zeichnet sich vor allem durch die hochkarätigen Praxisberichte aus dem In- und Ausland sowie die Themenvielfalt aus. Seit seiner Gründung vor neun Jahren steigt die Teilnehmerzahl des Forums kontinuierlich. Erwartet werden dieses Jahr mehr als 400 Besucher aus Europa sowie Nord- und Lateinamerika. Mehrere Tracks mit fundierten Technologie-Sessions, ein Press Roundtable für Journalisten sowie ausgedehnte Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch gehören zu den besonderen Merkmalen.
Programm
Wissen rund um das Output-Management aus der Theorie und Praxis.
Comparting App
Installieren Sie sich als Besucher die interaktive App mit Details zu Vorträgen, Meetups, Produktdemos, persönlicher Agenda und mehr.
Agenda & Themen
„Sehr informative Veranstaltung mit viel Raum für fachlichen Austausch und Networking."
Comparting Teilnehmer