Komplett migrieren oder bei Bedarf konvertieren?
Was tun mit Dokumenten, die in sehr alten, „exotischen“ Formaten archiviert wurden und jetzt für die digitale Kommunikation (Online-Kundenportale, E-Mail-Versand, Messenger-Dienste etc.) verfügbar gemacht werden müssen?
Grundsätzlich gibt es dafür zwei Möglichkeiten:
1. Man migriert das bestehende Archivsystem in ein komplett neues und macht damit alle gespeicherten Dokumente les- und durchsuchbar sowie barrierefrei, wobei die dazugehörigen Metadaten ausgelesen und zentral vorgehalten werden.
Oder
2. Man lässt das Altsystem bestehen und konvertiert immer nur das jeweils benötigte Dokument in ein les- und durchsuchbares Format („on the fly“), wenn es benötigt wird.
Welcher Ansatz für ein Unternehmen der richtige ist, richtet sich vor allem nach dem Volumen der täglichen bzw. monatlichen Dokumentenabrufe. Denkbar ist auch eine Kombination aus beiden Optionen. Hat ein Versicherer beispielsweise noch sehr alte Verträge in seinem Archivsystem (> zehn Jahre), gleichzeitig aber auch „jüngere“ Dokumente, die häufigen Veränderungen unterliegen (zum Beispiel Verträge mit einer turnusmäßigen „dynamischen Anpassung“), könnte er folgendes machen: Die „dynamischen Verträge“ überführt er komplett in ein neues Archiv, da ja hier damit zu rechnen ist, dass sie immer wieder benötigt werden. Altverträge dagegen, die wahrscheinlich kaum noch benutzt werden, ließen sich dann bei Bedarf („on demand“) mittels einer speziellen Software in ein modernes, lesbares Format konvertieren und direkt am Bildschirm des Sachbearbeiters anzeigen.
Die Frage, ob eine komplette Archivmigration, eine on-the fly-Konvertierung oder die Kombination aus beidem am sinnvollsten ist, hat also auch mit der Häufigkeit der Abrufe und mit dem Charakter der archivierten Dokumente zu tun.
Auch die generelle Archivierungsstruktur im Unternehmen spielt dabei eine Rolle. Existieren viele heterogene Archivsysteme – beispielsweise als Folge von Akquisitionen oder Fusionen -, ist sicher eine komplette Archivmigration angebracht. Schließlich ist die Harmonisierung der Archivsysteme eine Grundvoraussetzung für die moderne Kundenkommunikation. Zu bedenken dabei ist aber: Wie viele personellen, technischen und finanziellen Ressourcen stehen dem Unternehmen dafür zur Verfügung? Der Wechsel zu einem völlig neuen Archivsystem ist kein Pappenstiel. In manchen Fällen wäre es sogar besser, nur – wie oben beschrieben – einen bestimmten Teil an Dokumenten in ein neues Archivsystem zu überführen.