Advanced Function Presentation (AFP), bis 1995 Advanced Function Printing, ist noch immer der am häufigsten anzutreffende Druckdatenstrom. AFP ist eine Software- und Hardwarearchitektur für den Datenstrom zum Erstellen, Formatieren, Betrachten, Suchen, Drucken und Verteilen von Informationen für eine breite Auswahl an Druckern und Ausgabegeräten. Für die Bildschirmanzeige ist ein spezieller Viewer erforderlich. Heute ist das Format herstellerunabhängig. Seine Weiterentwicklung und Pflege liegt heute in den Händen des AFP-Consortiums.
AFP Verbreitung
AFP ist vor allem für große Mengen an Dokumenten und hohe Druckgeschwindigkeiten von bis zu 3.000 Seiten pro Minute gedacht. In der industriellen Produktion von Rechnungen und Kontoauszügen ist AFP das am meisten verbreitete Format. AFP zeichnet sich durch eine exzellente Trennung von Nutz- und wiederkehrenden Daten wie bei Formularen aus. Wegen der umfassenden und flexiblen Ressourcenverwaltung und Kompaktheit des Datenstroms ist AFP in Anwenderkreisen äußerst beliebt. Produkt- und Anwendungsentwickler schätzen dessen durchdachte und gut dokumentierte Architektur.
Ursprünglich für den Bereich digitalen Schwarz-Weiß-Druck konzipiert und dort verbreitet, ist AFP inzwischen auch im digitalen Farbdruck als Standard etabliert.
Eine AFP-Druckdatei mit 5.000 Seiten beispielsweise enthält neben dem Text für 5.000 Empfänger auch Verweise auf Ressourcen (Fonts, Grafiken usw.), die nur einmal abgelegt werden. Archivierungssysteme beherrschen oft den originalen AFP-Druckstrom einschließlich Ressourcenverwaltung oder konvertieren beispielsweise eine AFP-Druckdatei in 5.000 einzelne PDF-Dateien.
Die AFP-Architektur unterscheidet zwei Datenströme:
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MO:DCA (Mixed Object:Document Content Architecture) oder AFPDS (AFP Datenstrom)
MO:DCA definiert den Datenstrom, den Anwendungen generieren, um Dokumente zu beschreiben. Der AFP-Datenstrom (AFPDS) ist geräteunabhängig und beschreibt vollständige Seiten eines Dokuments, ist also eine Seitenbeschreibungssprache.
Eine MO:DCA- oder AFPDS-Datei besteht aus einer Hierarchie unabhängiger Objekte, die durch vorgegebene Beginn- und Ende-Strukturen voneinander getrennt werden. Unterschieden werden zum einen Datenobjekte, die in unterschiedlichen Architekturen definiert sind, und zum anderen gemeinsam verwendete Ressourcen wie Fonts und ICCProfile.
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IPDS (Intelligent Printer Data Stream)
IPDS definiert den Datenstrom, der von Druckserver-Programmen und Treibern verwendet wird, um APA-Drucker (All Points Addressable) zu bedienen.
Um Dokumente in AFPDS zu drucken, werden diese geräteabhängig zunächst von einem Treiberprogramm (z.B. dem InfoPrint Manager) nach IPDS (Intelligent Printer Data Stream) umgewandelt. IPDS ist ein bidirektionales Kommunikationsprotokoll zwischen Computersystemen und Druckern.
Technologische Unterstützung
Compart bietet mit dem Filter MFFAFP ein Formatierungs-Tool, das sowohl eingangs- als auch ausgangsseitig AFP bzw. MO:DCA unterstützt. Entsprechend der Marktbedeutung von AFP im Massendruck wurde hier auf sehr hohe Umsetzungstreue und -tiefe geachtet.
Der MFFAFP unterstützt u.a. folgende Features (Auswahl):
- In- und externe Ressourcen sowie ACIF-kompatible Ressourcen-Bibliotheken
- Rasterfonts und Outline-Fonts mit Codepages
- Overlays, Pagesegmente und Medium Maps
- Schmuck- und Prozessfarben, zum Beispiel CMYK und RGB
- TLEs und NOPs für Archiv und Druckstraße
Die MFF-Filter (Mixed Format Filter) von Compart sind die Basis der MFF-Architektur der DocBridge-Produkte. Es gibt MFF-Filter, die Dateien in verschiedenen Formaten lesen (Eingabefilter), andere wiederum dienen dazu, Dateien im jeweiligen Ausgabeformat zu schreiben (Ausgabefilter). In vielen Fällen wird ein Format sowohl eingangs- als auch ausgangsseitig unterstützt.
Die Stärke der Compart MFF-Architektur besteht darin, schnell und effektiv Dokumente, die in unterschiedlichen Formaten vorliegen, in andere zu konvertieren oder auch zu einem Dokument in einem bestimmten Format zusammenfassen zu können. So lassen sich beispielsweise Dokumente in AFP, SAPGOF oder PCL nach PDF konvertieren und ebenso zu einem einzigen PDF-Dokument zusammenfassen.
Bei der Konvertierung eines Formats in ein anderes verwendet Compart ein gemeinsames Objektformat, die sogenannte Presentation Area (PA), das die visuellen Daten und Metadaten aller unterstützten Formate repräsentieren kann. Ein MFF-Eingabefilter konvertiert eine Eingabedatei in das PA-Format im Hauptspeicher und ein MFF-Ausgabefilter wiederum wandelt das im Hauptspeicher abgelegte PA-Format in eine Ausgabedatei.
Compart Matrix
Eine vollständige Übersicht der unterstützten Eingangs- und Ausgangsformate finden Sie in der Compart Matrix. Unsere marktführende Formate-Kompetenz ermöglicht einen zuverlässigen formatunabhängigen und äußerst flexiblen Umgang mit Dokumenten und Daten.
Anwendungsszenarien
In vielen Unternehmen liegen die zu druckenden Dokumente im AFP-Format vor, lassen sich aber nicht am PC-Arbeitsplatz anzeigen, weil entsprechende Konvertierungssoftware fehlt. Compart entwickelt deshalb zusammen mit Partnern individuelle Lösungen für die Integration der AFP-Dokumente in PC-basierte Arbeitsprozesse. Je nach Anforderung können die Dateien in einem Browser angezeigt oder in das aus der Office-Welt bekannte PDF konvertiert werden – sowohl im Batch-Verfahren als auch on demand.
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Beispiel Batchkonvertierung:
Ein Versicherungsunternehmen möchte seinen Außendienstmitarbeitern die Provisionsabrechnungen in elektronischer Form zukommen lassen. Innerhalb von sechs Wochen müssen diese geprüft werden. Mittels Konvertierung und Vorhaltung im PDF sind die Mitarbeiter in der Lage, die Dokumente jederzeit von ihrem Notebook bzw. PC aus abzurufen.
Der Vorteil: Große Dokumentenmengen lassen sich ohne manuellen Aufwand schnell konvertieren, in einem PC-tauglichen Format vorhalten und daher jederzeit sofort abrufen. -
Beispiel AFP-Viewing/Viewer
Der IT-Dienstleister einer Einzelhandelskette muss AFP-Dateien an die Filialen liefern. Diese verfügen aber nur über eine eingeschränkte Netzanbindung, und die Filialleiter benötigen originalgetreue Ausdrucke. Was tun? Abhilfe schafft die Implementierung einer webbasierten Software für die Anzeige von AFP im PC-Modus. Dabei werden die Originaldokumente im Datenmodus übertragen und mit den lokal gespeicherten AFP-Ressourcen verknüpft. Die Zusammenführung der Rohdaten mit den Grafikinformationen erfolgt an den PC-Arbeitsplätzen der Filialen, wo sie als fertige AFP-Dokumente im Originallayout gedruckt werden.
Der Vorteil: PC-Anwender erhalten online Zugang zu den originalen AFP-Dokumenten – ohne Konvertierung und bei geringer Netzwerkbelastung.
MO:DCA-Konzepte
Der MO:DCA-Datenstrom enthält in hierarchischer Ordnung die folgenden Elemente:
- Das Dokument steht an der Spitze der Hierarchie. Dokumente enthalten Seiten. Bei einem Dokument handelt es sich in der Regel um ein vollständiges Präsentationsdokument (MO:DCA-P- bzw. MO:DCA-Presentation-Dokument) mit Objekten und dazugehörigen Strukturinformationen.
- Jede Seite besteht aus verschiedenen Objekten. Die einzelnen Seiten eines Dokuments sind voneinander unabhängig und enthalten ihre eigenen Umgebungsparameter. Auf einer Stufe mit den Seiten stehen Overlays, die ebenfalls ihre eigenen Umgebungsparameter enthalten.
- Page Segments stellen eine Zwischenebene zwischen Seiten und Objekten dar. Ein Page Segment enthält Objekte, kann aber anders als eine Seite nicht alleine stehen und keine eigenen Umgebungsparameter haben. Vielmehr erben Page Segments Umgebungsparameter von den übergeordneten Objekten, die diese Page Segments beinhalten. Page Segments werden von Seiten und Overlays verwendet.
- Objekte sind die niedrigste Ebene der Hierarchie. Unterschieden werden Daten- und Ressourcen-Objekte. Zu den Daten-Objekten zählen Barcodes, Images und Text. Ressourcen-Objekte sind z. B. Fonts.
Auf jeder Ebene der Hierarchie werden alle Elemente mittels sog. Structured Fields beschrieben. Sie bilden den AFP-Datenstrom.
Zur gemeinsamen Verarbeitung können Seiten zu Gruppen, Page Groups, zusammengefasst werden.
Darüber hinaus gibt es Elemente, die zum Dokument gehören und bestimmte Arten der Dokumentverarbeitung erleichtern, ohne Layout-Informationen zu enthalten. Dazu zählen Tag Logical Elements (TLE, Index-Informationen) und Link Logical Elements (LLE, Links).
AFP-Objekte
Folgende OCAs (Object Content Architectures) werden unterschieden:
- Presentation Text Object Content Architecture (PTOCA): beschreibt Textobjekte und enthält Spezifikationen für Fonts, Text und Farbe.
- Image Object Content Architecture (IOCA): beschreibt Image-Objekte und enthält Spezifikationen für Image-Format, Datenkompression, Farbe und Graustufen-Skalierung.
- Graphics Object Content Architecture (GOCA): beschreibt Vektorgrafik-Image-Objekte und enthält Spezifikationen für Linien, Bögen und Bereiche.
- Bar Code Object Content Architecture (BCOCA): beschreibt Barcode-Objekte und enthält Spezifikationen für die verschiedenen Barcode-Typen und ihre Kodierung.
- Font Object Content Architecture (FOCA): beschreibt Struktur und Inhalt von Fonts, die durch die Presentation Data Objects referenziert werden.
- Color Management Object Content Architecture (CMOCA): beschreibt Farbmanagement-Informationen, die durch die Presentation Data Objects referenziert werden, wie z. B. ICC-Profile, Farbton-Transferkurven und Halbtöne.
AFP-Ressourcen
Als AFP-Ressourcen werden Informationen bezeichnet, die von verschiedenen Seiten verwendet werden können. Sie können innerhalb der AFP-Dateien als Inline-Ressourcen oder außerhalb der AFP-Dateien verwaltet und referenziert werden.
Folgende AFP-Ressourcen werden unterschieden:
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Fonts
- AFP-Fonts: AFP-Fonts bzw. Font Object Content Architecture (FOCA)-Fonts sind die Fonts, die standardmäßig für die IPDS-Ausgabe verwendet werden. Sie bestehen aus einer Codepage und einem Zeichensatz (Coded Font). Ist ein vorgegebener Font nicht vorhanden, kann er durch einen anderen AFP-Font ersetzt werden.
- TrueType- und OpenType-Fonts: TrueType- und OpenType-Fonts können mit AFP verwendet werden, wenn sie Unicode unterstützen. AFPDS akzeptiert UTF-8 und UTF-16. Sie können nur gedruckt werden, wenn der Druckertreiber und der Drucker den Font unterstützen
- AFP-Fonts: AFP-Fonts bzw. Font Object Content Architecture (FOCA)-Fonts sind die Fonts, die standardmäßig für die IPDS-Ausgabe verwendet werden. Sie bestehen aus einer Codepage und einem Zeichensatz (Coded Font). Ist ein vorgegebener Font nicht vorhanden, kann er durch einen anderen AFP-Font ersetzt werden.
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Objekt-Container
Objekt-Container enthalten Objekte, die nicht in einer der ObjektArchitekturen definiert sind, also nicht zu AFP gehören. Dazu zählen beispielsweise GIF- und TIFF-Images oder auch PDF-Seiten. Ein Objekt-Container ist wie ein Briefumschlag, in dem sich ein Objekt befindet.
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Overlays
Overlays enthalten Daten-Objekte wie Textabschnitte oder Logos, die häufig unverändert vorkommen, also fixe Elemente, sowie deren Umgebungsparameter. Diese Daten können bei der Erstellung des Druck-Spools mit variablen Daten kombiniert werden.
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Page Definitions
Page Definitions enthalten die Definition der logischen Seite mit unter anderem folgenden Informationen:- Seitengröße
- Druckrichtung
- Anzahl der Zeilen pro Zoll
- Listen der eventuell verwendeten Page Segments und Overlays
- Font-Listen
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Page Segments
Page Segments enthalten wiederkehrenden Text oder Images ohne Umgebungsparameter, die von Overlays oder Seiten unterschiedlich verwendet werden. Ein typisches Beispiel wäre ein Firmenlogo, das auf verschiedenen Seiten an unterschiedlichen Positionen aufgebracht werden soll.
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Objekte zur Druckersteuerung
- Form Definitions (auch als Formdef und Form Map bezeichnet): Mithilfe von Form Definitions werden die physikalischen Eigenschaften des „Formulars“ (bzw. des Blatts) beschrieben, das bedruckt werden soll. Zu diesen Eigenschaften zählen zum Beispiel die Positionierung der Seite, Simplex-/Duplex-Informationen, Druckqualität und Anzahl der Kopien.
- Medium Maps (manchmal auch als Copygroups bezeichnet) sind Parameter, die die Darstellung der Seiten auf einem physikalischen Medium betreffen.
Video über Output-Formate
Typische AFP Konvertierungsrichtungen
Beispiele:
AFP nach PDF
AFP nach IPDS
AFP nach PCL
AFP nach PostScript
AFP nach XML