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WeiterDass Output nicht mehr zwangsläufig Druck bedeutet, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Welche Rolle spielt Papier überhaupt noch in der Kundenkommunikation und wie positioniert sich Compart vor diesem Hintergrund, auch und gerade im SAP-Umfeld?
Mehr dazu hier im Gespräch mit Harald Grumser, Gründer und Vorstand der Compart AG.
Herr Grumser, als deutsches Unternehmen ist Compart mittlerweile seit mehr als zwei Jahrzehnten im Markt präsent und inzwischen auch stark international ausgerichtet. Was macht Ihren Erfolg aus, gerade wenn man sich auch Ihren „Heimatmarkt“, die DMS-Branche ansieht, die in den letzten Jahren von zahlreichen Konsolidierungen geprägt war?
Harald Grumser: Wir haben uns stets fokussiert und uns auf die technologischen Komponenten konzentriert. Mit anderen Worten: Compart hat sich über die Jahre zu einem verlässlichen Lieferanten einer Plattform entwickelt, die alle Anforderungen der Kunden an den Umgang mit Dokumenten erfüllt. Kurz: Wir waren nie ein klassischer DMS-Anbieter.
Galten Sie anfangs noch als reiner Konvertierungsspezialist, so bietet Compart heute eine umfassende Lösungspalette für Dokumentenerstellung, -bearbeitung und Output Management. Wozu – in einem Satz – benötigt ein Unternehmen Ihre Lösungen?
Harald Grumser: In der gesamten internen und externen Kommunikation sind Dokumente die Schnittstelle von und zu den Anwendungen oder Geschäftsprozessen, d.h. Daten aus Dokumenten zu beziehen und aus Daten Dokumente zu erstellen, darin sehen wir heute unsere Aufgabe.
Wie Sie Dokumente in der Salesforce Cloud erstellen und drucken
Wie positionieren Sie sich damit zwischen den DMS/ECM-Anbietern auf der einen und SAP auf der anderen Seite? Auf ihrer Webseite heißt es, Sie würden den Standard für mehrkanalfähige Dokumentenmanagementsysteme setzen.
Harald Grumser: Wir sehen uns als Drehscheibe zwischen diesen Anwendungen. So gut wie wir immer schon Dokumente, seien sie Word, PDF, AFP-Druckdaten oder SAP-GOF-Dokumente, konvertieren und bearbeiten konnten, so sind wir inzwischen in der Lage, auch Daten zu wandeln, unabhängig davon, ob sie nun als CSV, XML, JSON oder SAP-RDF vorliegen. Besonders aber lieben wir Dokumente mit Daten.
Dass Output gleich Papierausdruck ist, davon kann inzwischen wohl nicht mehr ausschließlich die Rede sein. Welchen Anteil besitzen papierbasierte Prozesse heute trotzdem noch in den Unternehmen?
Harald Grumser: Papier - oder lassen Sie es mich A4 nennen - wird zwar immer weniger, aber solange die Menschen ihre Dokumente noch mit zwei Löchern versehen wollen, um sie im Wohnzimmerschrank abzulegen, werden wir diesen Kanal weiterhin bedienen müssen. Ob wir diese A4-Seiten nun drucken oder elektronisch versenden, spielt dabei keine Rolle mehr.
Kommen wir zu SAP: Was bietet Compart im Bereich Druckaufbereitung von SAP-Daten?
Harald Grumser: Wir unterstützen seit nunmehr über 15 Jahren SAP-Kunden im Massen-Output und die konvertieren dabei jährlich Milliarden von Dokumenten mit unseren Lösungen. Und sei es auch immer noch im guten alten SAF-GOF-Format, jetzt übrigens auch mit Unicode und Smileys.
Wie schafft es die SAP aus Ihrer Sicht, sich mit ihren Produkten seit nunmehr Jahrzehnten erfolgreich gegenüber leistungsfähigen Wettbewerbern wie Datev, PSI oder MS Dynamics zu behaupten?
Harald Grumser: Lassen Sie mich darauf mit einem Albert Einstein zugeschriebenen Zitat antworten: „Man soll die Dinge so einfach machen wie möglich - aber nicht einfacher“. Während viele Anbieter die Dinge tatsächlich nur simplifizieren, hat SAP stets auch die Komplexität geboten, die die Welt nun einmal hat, und dafür nicht nur Lob geerntet.
Geschäfte in Echtzeit führen, neue Geschäftsmodelle entwickeln – nach Vorstellung der SAP soll die neue Produktgeneration S/4HANA all dies leisten und damit die digitale Transformation in den Unternehmen befördern. Wie kann auf der anderen Seite modernes Output-Management Digitalisierungsstrategien unterstützen?
Harald Grumser: Salopp gesagt: Output-Management wird zunehmend transaktional und geht in die Cloud. Während man es früher vor allem mit Batchjobs mit hunderttausend Dokumenten zu tun hatte, geht es heute vielmehr um hunderttausend Transaktionen mit einem Dokument. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Lösungsarchitekturen.
Der Einsatz von Smartphones und Tablets im Geschäftsleben macht Informationen überall verfügbar. Auch viele ERP-Prozesse können über Fiori Apps und mobile Anwendungen von SAP-Partnern bereits von unterwegs angestoßen werden. Werden in diesem Zusammenhang auch Lösungen zur Dokumentenverarbeitung benötigt?
Harald Grumser: Das Design eines Dokuments, das sowohl in Papier als auch vollständig responsive auf einem Smartphone dargestellt werden soll, erfordert völlig andere Herangehensweisen: Ich darf Dokumente nicht mehr „malen“. Das heißt, es geht nicht darum, ein vorgegebenes Standardseitenformat, in der Regel A4, mit Grafik- und Textobjekten zu „füllen“. Man muss die Dokumente vielmehr beschreiben und zwar für den komplexesten Kanal. Wer „digital first“ denkt, erledigt „das bisschen Papier“ auch noch mit. Andersherum funktioniert es nicht.
Als Vorstand wird Ihnen einiges abverlangt. Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als Unternehmer behaupten zu können?
Harald Grumser: Eine stets positive Haltung zu den Aufgaben, Vertrauen zu den Menschen und sich die Neugierde eines jungen Menschen zu bewahren, sind wahrscheinlich schon die halbe Miete. Die zweite Hälfte ist Beharrlichkeit und etwas Glück, was einen aber fast automatisch ereilt, wenn man die anderen 50 Prozent richtig macht.
Und wie sieht Ihre Work-Life-Balance aus? Womit tanken Sie in der Freizeit Kraft auf?
Harald Grumser: Ich organisiere mich mit wenigen, aber simplen Regeln: Wichtiges und Dringliches richtig einschätzen, wenn Zeit knapp wird sind 90-Prozent-Lösungen stets besser als keine Lösungen und am Wochenende und im Urlaub lese ich konsequent keine E-Mails. Ich habe die Gabe, schnell abschalten zu können und das tue ich am liebsten mit Freunden und Familie.
Stichwort Lesen: Prosa oder Sachbuch?
Harald Grumser: Prosa spielt in meinem Leben kaum noch eine Rolle, ich bin aber immer noch ein großer Fan von John Irving. Sein Buch „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ hat es mir besonders angetan. Ich lese sehr viel fachliche Artikel über Wirtschafts- und IT-Themen, besonders interessieren mich dabei Standards in der IT. Viele davon sind Ergebnis einer bewundernswerten Kooperation vieler sehr intelligenter und engagierter Menschen.
Welches Buch hat Sie in der letzten Zeit besonders gefesselt und warum?
Harald Grumser: Ich lese jetzt seit nunmehr über 15 Jahren wöchentlich einige Stunden in einer online verfügbaren, etwas anderen Art von Buch, bei dem ich in der Anfangszeit mit Hunderten von Stunden selbst mitgewirkt habe. Das werde ich aber wahrscheinlich nicht zu Ende lesen können. Der Titel des Werkes lautet „Wikipedia“.
Angenommen, Sie hätten die Möglichkeit, das Unternehmen noch einmal aufzubauen: Welchen Fehler oder Umweg in der Vergangenheit würden Sie sich im Nachhinein lieber ersparen?
Harald Grumser: Fast alle junge Unternehmer, und so auch wir vor 25 Jahren, begehen den gleichen Fehler: Man versucht, auf mehreren Beinen zu stehen statt sich auf eine Sache zu konzentrieren - frei nach dem Motto: Es könnte ja eines wegbrechen. So waren auch wir in den ersten acht Jahren eher ein Systemhaus mit Produkten statt ein Produkthaus mit System. Erst während der Dot-Net-Blase haben wir konsequent umgeschwenkt.
Abschließend die Frage: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Harald Grumser: In fünf Jahren möchte mit unseren Kunden keine Zeitreise mehr durch 30 Jahre Legacy in der IT machen müssen, sondern mit allen über eine moderne, standardisierte und auf Cloud Computing basierende, transaktionale Welt der Dokumenten- und Fallbearbeitung sprechen, in der die Architektur auf der Hand liegt und deren Komponenten so einfach und komfortabel zu handhaben sind wie das Autofahren. Zugegeben bedarf es hier noch etwas Optimismus.
Herr Grumser, vielen Dank für das Gespräch.
Quelle: SAPPORT, Ausgabe 4-2019