Guided Interactive in der Kundenkommunikation beschreibt ein Prinzip zur formularbasierten, IT-unterstützten Dokumentenerstellung mittels einer intuitiven Benutzerführung ("interaktiver Dialog") mit dem Ziel, individuelle Anpassungen und Ergänzungen von Dokumentvorlagen (Templates) regelkonform vorzunehmen.
"Guided" im Sinne von "geführt" bzw. "angeleitet" bezieht sich vor allem darauf, Fehler auszuschließen und die Erstellung für den Sachbearbeiter zu vereinfachen, ohne dass er befürchten muss, gegen Compliance-Auflagen zu verstoßen.
Guided Interactive bedeutet letztlich, dass man dem Sachbearbeiter nicht die "Freiheit" gibt, das gesamte (vorgefertigte) Formular zu ändern, sondern nur bestimmte Bereiche im Template, die vorher exakt definiert und im System hinterlegt werden. In diesen nimmt er dann Änderungen und Ergänzungen vor, wobei ihm das System verschiedene Möglichkeiten anbietet (u.a. Felder für Freitext, Radio-Buttons, Checkboxen, Drop-Down-Listen, Satzblöcke).
Anwendungsszenario
Für die Erstellung des Steuerbescheides benutzt der Sachbearbeiter beim Finanzamt ein vorgefertigtes Formular (Template), das automatisch mit den Daten der vorgelagerten Fachanwendung (z. B. ELSTER-Steuererklärung) "gefüllt" wird. Dabei sind verschiedene Regeln der Business-Logik (z. B. Berücksichtigung der Steuerklassen) im System hinterlegt. Trotzdem muss er das Formular in vielen Fällen noch manuell ergänzen - zum Beispiel dann, wenn es um die Begründung zur Anerkennung oder Ablehnung von geltend gemachten Werbungskosten geht. Dazu gibt er in das Formular über ein vom System zur Verfügung gestelltes Feld seinen individuellen Text ein. Der fertige Steuerbescheid wird anschließend über einen automatisierten Workflow dem Vorgesetzten zur Freigabe vorgelegt und anschließend entweder gedruckt und als Papierdokument oder elektronisch (z. B. E-Mail-Anhang, Downloaddatei im Kundenportal) versendet.
Hintergrund
- Der Anteil an interaktiver Kommunikation ist nicht nur in der öffentlichen Verwaltung hoch. Auch Versicherungen, Banken und Telekommunikationsanbieter haben es mit einem nicht zu unterschätzenden Volumen an individueller Dokumentenerstellung auf der Basis von Formularen zu tun - zum Beispiel, wenn es um Vertragsänderungen (Tarifwechsel, Anpassung der Versicherungssumme, Änderung der Laufzeit u. ä.) oder um den Abschluss eines Kreditvertrages geht.
- Im Idealfall wird diese formularbasierte Dokumentenerstellung mittels eines "interaktiven" Dialogs über ein System gesteuert, aus dem heraus automatisch verschiedene Post-Composition-Prozesse (u.a. Freigabe, Konvertierung, Omnichannel-Versand) ausgelöst werden.