Compart - Dokumenten und Output-Management

Strategieinterview, BIT 4/2016 (Doxnet-Ausgabe)

Strategieinterview, BIT 4/2016

Fragen an Harald Grumser, Gründer und CEO von Compart

 


„Herr Grumser, Sie haben mehrfach betont, dass sich nicht nur das Output-Management, sondern auch die Dokumentenverarbeitung insgesamt verändert. Und dass sie zur Drehscheibe in der Kundenkommunikation werden muss. Welche Voraussetzungen bedarf es hierzu?

Harald Grumser - CEO Compart

 

Harald Grumser: Letztendlich geht es fast immer um die Abarbeitung von Geschäftsprozessen, d.h. der Kunde oder das Unternehmen startet eine Anfrage, auf die eine Antwort folgt und das gerne mehrfach: Output generiert Input und Input generiert Output. Die am ehesten asynchrone Form dieser Kommunikation läuft über Papier, eine schnellere Version wäre Mailaustausch oder noch schneller ein Web-Portal. Wir brauchen Systeme, die die Datenbewirtschaftung und die menschengefällige Aufbereitung und deren Abgriff intelligent, zentral und kanalunabhängig bewerkstelligen.

 

Die Trennung von Inhalt und Layout ist demnach unumgänglich, um auf allen physikalischen und elektronischen Kanälen transportieren zu können. Welchen Beitrag leistet Compart dabei? Wie unterstützen Sie die Unternehmen?

Harald Grumser: Mit unseren Formatierungslösungen erzeugen wir aus Daten Dokumente, sowohl in A4 als auch in HTML. Mit unserer Konvertierungsplattform können wir bestehende Dokumente beliebig „anreichern“ und verändern. Außerdem lassen sich mit unserer jüngsten Technik zur Deformatierung aus seitenorientierten Dokumenten wieder vom Layout unabhängige Daten erzeugen. Damit stellen wir nahezu alle Funktionen für eine moderne Kommunikationsplattform bereit.

Im Zusammenhang mit HTML5 als Format für „Responsive Documents" sprechen Sie des Öfteren davon, dass Unternehmen aufhören sollen, Dokumente zu „malen". Was genau meinen Sie damit?

Harald Grumser: Nahezu alle klassischen Formatierungslösungen fangen mit der Frage nach der Seitengröße an. Wenn ich meine Dokumente aber auf einem Smartphone, einem Tablet, einem großen Bildschirm und gleichzeitig einem Blatt Papier darreichen möchte, muss ich das Dokument beschreiben und nicht auf eine A4-Leinwand malen. Ich kann relativ leicht aus HTML5 ein Seitenformat erzeugen, der umgekehrte Weg ist aber sehr schwierig. Das hat weitreichende Folgen und wir müssen so manchem Sachbearbeiter oder IT-Verantwortlichen erst noch erklären, dass er mit seinem Wunsch „ich möchte es aber so wie in Word“ eigentlich in der alten Welt steckenbleibt.

Auf dem letzten Comparting sprachen Sie davon, dass „Anwendungen streng genommen nicht einmal sprachabhängig sein dürfen“ und dass das „Ziel einer modernen Kommunikation der Austausch von Rohdaten“ sei. Wie kann dieses Ziel erreicht werden?

Harald Grumser: Diese Forderung hilft zunächst einmal beim Denken: Wenn ich beim Anwendungsdesign davon ausgehen, dass die Korrespondenzsprache als Variable gesetzt wird, werde ich zu bedeutend besseren Architekturen kommen. Daneben werden sich viele Unternehmen aber zunehmend in die Lage versetzen müssen, einzelne Dokumente nicht nur in Deutsch, sondern etwa auch in Englisch oder Türkisch anbieten zu können. Da sind andere Länder, wie beispielsweise unsere Schweizer Nachbarn schon bedeutend weiter. Und wenn ich Dokumente schon elektronisch austausche oder erfasse, dann dürfen die Ausgangsdaten natürlich nicht verlorengehen.

Die Dokumentenverarbeitung ist nach wie vor stark batchorientiert, gleichzeitig nimmt das Volumen an transaktionalen Prozessen durch die Digitalisierung zu. Welche Veränderungen und Herausforderungen kommen hier generell auf uns zu?

Harald Grumser: Interaktive Briefschreibung und Webportale sind die Treiber des Umdenkens. Batch versus transaktional ist im Wesentlichen auch das Gegensatzpaar papiergebundene versus elektronische Darreichung. Wir müssen zukünftig beides beherrschen, A4 wird nicht verschwinden und weitere Kanäle werden hinzukommen. Neben rein technischen Herausforderungen wie Durchsatz einer Einzeltransaktion müssen beide Welten von der Softwarearchitektur vereinheitlicht werden.

Viele Unternehmen bauen also für die physische und die elektronische Dokumentenerstellung Parallelwelten mit völlig unterschiedlichen Technologien auf. Was ist daran falsch? Oder anders gefragt: Was wäre hier eine bessere, wirtschaftlichere Lösung?

Harald Grumser: Solange ich nur zwei Anwendungen in das Web-Portal bringe oder erst einmal Erfahrung sammeln möchte, ist eine Parallelentwicklung tragbar. Wenn ich aber alle Hunderte unterschiedliche Geschäftsvorfälle in beiden Welten bedienen muss, und z.B. die Versionierung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen nur einmal lösen möchte, kann es nur eine Architektur für beide Kanäle geben und die liegt auf der Hand: konsequente Trennung von Daten und Dokumenten, hin zu flexiblen Systemen, wie etwa XML-basierten Technologien.

Die Digitalisierung greift also um sich und verändert die Geschäftsprozesse in außerordentlichem Maße. Glauben Sie, dass Papier in der Dokumentenverarbeitung irgendwann komplett verschwinden wird?

Harald Grumser: Was die nächsten Dekaden angeht ein klares Nein. Papier wird ein Premium-Produkt bleiben. Und wenn wir es dem Kunden auch nicht mehr physikalisch zustellen, so wird er dennoch optional eine A4-Aufbereitung seiner elektronischen Transaktion haben wollen.

Können Sie uns abschließend schon verraten, was uns beim diesjährigen Comparting Mitte November erwarten wird?

Harald Grumser: Wir werden einige Neuigkeiten zum Thema A4 versus HTML5 zeigen, unsere Positionierung zur Bearbeitung von Geschäftsprozessen vertiefen und uns natürlich auch noch mit Tagesherausforderungen wie Farbdruck und Unicode befassen. Erstmals werden wir auch in weiteren Breakout-Sessions Informationen zur Anwendung unsere Produkte anbieten. Ganz bestimmt erwartet Sie aber wieder eine große Branchenveranstaltung mit reichhaltigen Themen und noch mehr guten Gesprächen.

Quelle: BIT 4/2016 (Doxnet-Ausgabe)

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