Moderne Dokumentenverarbeitung ist eine Frage der Organisation, nicht der Technologie
Kurzinterview mit Harald Grumser, Gründer und CEO von Compart
„Der Highspeed-Farbdruck ist ein Minenfeld“ lautete eine Aussage auf dem letzten Comparting, die alle Zuhörer aufhorchen ließ. Welche Probleme müssen da noch gelöst werden?
Harald Grumser: Man muss sich das einmal vor Augen halten. Wir reden hier über Geschwindigkeiten von durchschnittlich 2000 Seiten pro Minute, die moderne Vollfarbdruckmaschinen heute liefern. Und das auch noch in Großbildauflösung, was bildlich gesprochen dem Rendern eines Kinofilms gleichkommt. Hier geht es also um hochoptimierte Funktionen, wo sich jeder Hersteller erst einmal auf die Performance konzentriert. Die Herausforderung besteht nun darin, zunächst im Unternehmen zu prüfen, welche Anforderungen man an den Farbdruck hat und was technologisch und betriebswirtschaftlich überhaupt sinnvoll ist. Dazu muss man alle Beteiligten an einen Tisch bringen – Fachbereiche, IT-Abteilungen, Output Management, um eine passende Lösung für die Umsetzung von Highspeed-Farbdruck zu finden. Das ist technologisch und auch organisatorisch sehr anspruchsvoll.
Nun funktioniert der Highspeed-Inkjetdruck immerhin noch mit einem einheitlichen Datenstrom im Batchverfahren. Wenn wir uns jetzt aber der Digitalisierung der Transaktionskorrespondenz zuwenden, steht das Output Management vor großen Herausforderungen. Hier haben wir es mit ganz neuen Prozessen und exponentiell wachsender Komplexität zu tun. Betreten wir dabei nicht ein noch viel dichter vermintes Feld?
Harald Grumser: Nein, das glaube ich nicht, denn es gibt bereits Lösungen, welche die neuen Anforderungen ja ganz gut abbilden. Stichwort XML-Technologien für die Trennung von Form und Inhalt. Man muss sie nur richtig anwenden. Vielmehr geht es hier um strategische Fragen, also um die Wahl der passenden Architektur, um die Definition einheitlicher Formate für beide Welten und um eine klare Trennung von Business-Logik und empfängergerechter Aufbereitung der Dokumente. Das reicht weit in die Organisationsstrukturen eines Unternehmens, weshalb Fachbereich, Geschäftsführung, Output Management etc. gemeinsam die Strukturen der Dokumentenverarbeitung festlegen sollten. Aus rein technischer Sicht ist das Ganze also kein vermintes Feld, es ist nur eine Frage der Organisation.
An welcher Stelle setzt man denn mit der kanalspezifischen Aufbereitung von Dokumenten am besten an?
Harald Grumser: Ganz klar in der zentralen Output-Instanz, in der alle Dokumente in ihrer Roh-Form landen. Die ist logischerweise unabhängig von den Fachbereichen und ganz am Ende der Prozesskette. Erst hier erfolgen Formatierung, Modifizierung und Versand der Dokumente, und zwar für alle physikalischen und elektronischen Kanäle.